Salz im Kaffee
geschrieben von Hans Blickensdörfer
erschienen im Covadonga-Verlag
Lange vor Jan Ullrich gewinnt in diesem Roman der fiktive „Bud“ – Ernst Budzinski – die Tour de France. Nicht ohne davor und auch danach durch ein tiefes Tal der Tränen zu gehen. Begleitet wird der erste deutsche Tour-Sieger dabei von seinem väterlichen Freund Max Kollmann, einem Sportjournalisten. Der raubeinige Schreiberling haut Bud das eine oder andere Mal aus der „Scheiße“. Jedoch kann Kollmann den Abstieg Budzinskis vom gefeierten Star zur tragischen Figur nicht aufhalten.
Bud – der erste deutsche Tour-Sieger
Sportjournalist Hans Blickensdörfer hat Ende der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts diesen Roman geschrieben, dessen Protagonist an Dietrich Thurau erinnert. Der „blonde Engel“ ,wie Thurau genannt wurde, galt nach seinem Parforce-Ritt, als er 15 Tage bei der Tour de France 1977 in Gelb fuhr, als deutscher Hoffnungsträger. Blickensdörfer, der die Frankreich-Rundfahrt über Jahrzehnte begleitete, schreibt sehr lebendig über den Mythos Tour de France und das Leben eines Radprofis, vergisst aber auch nicht die dunklen Seiten des (Leistungs)Sports zu beleuchten. Wenngleich für heutige Verhältnisse etwas romantisiert. So wie auch folgendes Zitat, das fast schon Prosa ist: „Sonne in den Speichen sieht nur einer, der sein Rad selbst bewegt“. Im heutigen „Carbonzeitalter“ liest sich dies, wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten.
Hautnah bei der Tour de France
Mit ein wenig Vorstellungskraft und Fantasie werden aus den Texten lebendige Bilder. Der Leser erstürmt Seite an Seite mit dem Helden den Tourmalet oder spürt die trockene Kehle, wenn das Peloton den Staub der Landstraßen aufwirbelt. Er ist mittendrin in den Dramen, die sich alljährlich im Juli in Frankreich abspielen.
Der Titel des Buches wird im Buch beiläufig, aber blumig erklärt: „Nun man sagt, dass er (Kaffee) salzig schmeckt, weil die Tränen von Madame hineinkullern. Sie muss weinen, wenn ihr Liebling stürzt oder im falschen Moment eine Panne hat.“ In solch Sätzen spürt der Leser auch die Verbundenheit von Blickensdörfer zu Frankreich, der auch für die bekannte französische Sportzeitung L’Equipe schrieb.
Der Roman, der erstmals im Jahr 1980 erschien, wurde mehrfach aufgelegt. Die letzte Auflage stammt es aus dem Jahre 2003. Der auf Radsportliteratur spezialisierte Covadonga-Verlag legte zum 100. Geburtstag der Tour de France das Werk erneut auf und „tunte“ es mit eindrucksvollen Motiven des bekannten deutschen Radsportfotografen Hennes Roth.
Erhältlich ist der Roman heute nur noch gebraucht bei Amazon oder im Antiquariat.