Die unsichtbare Meile

02.01.2020

geschrieben von David Coventry
erschienen im Insel-Verlag

Nackt, brutal, erbarmungslos – der wortgewaltige Roman „Die unsichtbare Meile“ schildert die Teilnahme eines australisch-neuseeländischen Teams an der Tour de France des Jahres 1928. Bestsellerautor David Coventry bettet seinen Roman in eine wahre Begebenheit. Das erste englischsprachige Team, das an „Grand Boucle“ teilnimmt, hat nicht den Hauch einer Chance, Aber aber mit eisernem Willen trotzen die Männer den Gewalten, die sich ihnen auf den über 5300 Kilometern entgegenstellen.

Zu den vier Fahrern – drei Australier und ein Neuseeländer – , die es tatsächlich gab, gesellt sich der Erzähler. Aus seiner Ich-Perspektive berichtet er nicht nur über das Renngeschehen, sondern gibt schonungslose Einblicke in sein Innerstes. Er verarbeitet so auch den zurückliegenden Ersten Weltkrieg mit der schweren Verwundung seines Bruders sowie den Tod seiner Schwester und befeuert in allen Facetten den Mythos des ewigen Leidens – auf und abseits des Sattels.

„Percys Kopf ist verbunden und blutverschmiert. Nur wenn Deine Knochen splittern, gibst Du auf.“ Durch die Brutalität seiner Sicht auf das Geschehen dreht sich der Roman, um Verzweiflung, Schmerz und sogar Tod. Der Sport wird immer wieder zurückgedrängt und die Räder sind die Vehikel, die den Schmerz des Erzählenden transportieren.

Heute kaum vorstellbar, war diese Tour-Austragung sportlich gesehen langweilig. Vorjahressieger Nicolas Frantz startete im Gelben Trikot und gab es bis ins Ziel nicht wieder ab. Der Bestplatzierte des Aussie-Kiwi-Teams war Hubert Opperman auf Rang 18 – mit einem Rückstand von über achteinhalb Stunden auf den Sieger.
Dieser literarische Parforceritt entromantisiert die Tour de France, begeistert und fesselt aber durch die Ausdruckskraft seine Sprache.