Lektüre zu den Frühjahrsklassikern: „Quer durch Flandern“

24.03.2021

geschrieben von Harry Pearson
erschienen im Covadonga-Verlag

Pünktlich zum Start der flandrischen Klassiker erscheint ein neues Buch im Covadonga-Verlag mit dem passendem Titel: Quer durch Flandern. Und: Der Titel hält, was er verspricht. Denn Autor Harry Pearson nimmt den Leser mit auf die „Reise“ durch diese radsportverrückte Region Belgiens. Keineswegs huldigt er immer den Sieger der großen Rennen, sondern analysiert tiefgreifend und mit Humor die Liebe der Flamen zu diesem Sport.

Sehr schnell – schon im Prolog – gelingt es Pearson, den Leser nach Flandern verreisen zu lassen. Wer schon einmal dort gewesen ist, befindet sich auf der ersten echten Seite wieder mittendrin: „In kleinen flämischen Städtchen spannen Damen mittleren Alters beim Mittagessen Lotto-Soudal-Schirme auf, kleine Kinder tragen Wollmützen, die ihre Liebe zu Tom Boonen kundtun, und junge Mädchen fertigen Capes aus Flaggen, die mit Fotos des Cyclocross-Genies Sven Nys geschmückt sind, des ‚Kannibalen aus Baal‘“.

In 12 Kapiteln, von dem sich jedes für sich lesen lässt, besucht Pearson 12 ganz unterschiedliche Rennen im Frühjahr: vom Cyclocross-Event über das erste Rennen des Opening Weekends, Omloop Het Nieuwsblad, sowie kleine, aber feine Wettkämpfe wie Le Samyn bis hin zu den Monumenten wie der Ronde van Vlaanderen und natürlich Paris-Roubaix.

Allerdings sind seine Texte keineswegs als Rennberichte, sondern in Form einer Erlebnisreportage geschrieben. So beginnen die Kapitel manchmal schon mit der beschwerlichen Anreise per Bus und enden auch mal in einer dem Ziel nahegelegenen Kneipe, in der die Einheimischen das Rennen noch einmal ausführlich nachbesprechen. Immer amüsant und unterhaltsam beschreibt Pearson detailliert die Begebenheiten und gibt ungeschönt Einblicke in die Seele der Flamen – sowohl derer, die bei den Rennen starten als auch derer, die sie anfeuern.

„Die Anstrengungen standen ihnen in ihre verschwitzten Mienen geschrieben, ihre stämmigen Schenkel pumpten, ihre verschorften Ellenbogen zuckten, ihre knorrigen Köpfe wackelten. Man konnte beinahe hören, wie ihre Gelenke rasselten und der Dampf ihnen aus den Ohren pfiff.“ So bildlich beschreibt Person den Flahute – einen Typus Rennfahrer, der harte, ehrliche Arbeit gleich welchen Leistungsvermögen im Training und den Wettkämpfen verrichtet.

Doch dienen die besuchten Wettkämpfe und deren Historie letztendlich nur einem Zweck – Land und Leute besser kennenzulernen. Vor allem aber um zu erklären, warum Radfahren, in der DNA der Flamen so fest verankert ist. Und wie aus der Romanze zwischen den Einheimischen und dem Radsport im frühen 20. Jahrhundert nur wenige Jahre später echte innige Liebe wurde.

Eine Lektüre, die sich für jeden Radsport-Fan gleichermaßen lohnt. All jene, die in diesen Zeiten nicht bei den flandrische Frühjahrsklassikern live dabei sein können, bringt dieses Buch die einmalige Stimmung nach Hause – an und abseits der Strecke.

Und diejenigen, die diese außergewöhnlichen Radrennen noch nicht vor Ort verfolgt haben, macht es den Mund wässrig – für einen Trip ins Mutterland des Radsports. Dazu gibt Pearson „geschickt verpackt“ einige wertvolle Tipps für den Besuch der Rennen.

Infos zum Buch „Quer durch Flandern“

Autor: Harry Pearson
Covadonga-Verlag
Preis 16,80 Euro
288 Seiten
ISBN 978-3-95726.054-3

Zu kaufen im Covadonga-Webshop oder im Buchhandel